Am 1. September 2024 fanden in Sachsen die Wahlen zum 8. Sächsischen Landtag statt, ein entscheidender Moment für die politische Landschaft des Freistaats. Der Landtag ist das unmittelbar von den Bürger:innen gewählte Verfassungsorgan und somit die Volksvertretung.
3.182.683 Wahlberechtigte in Sachsen waren aufgerufen, ihre Stimme für eine der 19 zur Wahl angetretenen Parteien abzugeben. 2.367.607 Menschen machten per Brief- oder Direktwahl von ihrem Wahlrecht Gebrauch.
Sachsenweit lag die Wahlbeteiligung somit bei 74,4 Prozent und erhöhte sich im Vergleich zur Vorwahl im Jahr 2019 um 8,2 Prozent (vgl. Freistaat Sachsen 2024a). Das ist die historisch höchste Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen in Sachsen.
Alle Wähler:innen haben bei der Landtagswahl zwei Stimmen. Mit der Erststimme wird eine Person direkt in einem der 60 Wahlkreise gewählt. Mit der Zweitstimme wird eine Partei gewählt, die dann Sitze im Landtag erhält. Die Hälfte der Abgeordneten des Sächsischen Landtages wird über die Erststimme und die andere Hälfte über die Zweitstimme gewählt.
Neue Sitzverteilung im 8. Sächsischen Landtag
Wahlergebnisse in Mittelsachsen
Auf Ebene der Sozialregionen zeigt sich die höchste Wahlbeteiligung in der Sozialregion 7: Nordost (Hainichen) mit 77,8 Prozent, die Sozialregion 6: Nord (Döbeln) verzeichnet mit 70,6 Prozent die niedrigste Wahlbeteiligung.
Wahlbeteiligung zur Landtagswahl 2024 auf Ebene der Sozialregionen (in %)
Kommunen im Fokus
Wahlbeteiligung zur Landtagswahl 2024 auf Gemeindeebene (in %)
Sozialwissenschaftliche Analysen der Wahlergebnisse
Insbesondere mit Blick auf bestimmte (infra-)strukturelle Faktoren und ungleiche Lebenslagen zeigt die kürzlich erschienene Studie „Die Landtagswahl 2024 in Sachsen: Zur Rolle der Sozial-, Wirtschafts- und Infrastruktur sowie der politischen Raumkultur auf Gemeindeebene“ von Kiess und Dilling (2024) Zusammenhänge zu den erreichten Zweitstimmenanteilen der einzelnen Parteien auf. Aus der Sozialforschung ist bekannt, dass nicht nur die Faktoren Geschlecht, Alter und Beruf relevant für das Wahlverhalten sind, sondern auch Faktoren wie die Infra- und Wirtschaftsstruktur einer Region, Bildungsabschlüsse oder Religionszugehörigkeit eine maßgebliche Rolle für die Wahlentscheidung spielen (vgl. Kiess und Dilling 2024, S. 3; Korte 2021).
Im Folgenden werden die erreichten Zweitstimmenanteile der in den Landtag gewählten Parteien aufgeführt und durch Analysen von Kiess und Dilling ergänzt. Weitere Ausführungen zur Datenlage und zur Methodik der Studie lassen sich der oben verlinkten Studie entnehmen.
Zweitstimmenanteil der CDU
Zweitstimmenanteil der AfD
Der Studie von Kiess und Dilling zufolge erreicht die AfD eher in kleineren Gemeinden mit einem höheren Altersdurchschnitt größere Wahlerfolge. Auch die Religionszugehörigkeit zur katholischen und protestantischen Kirche wirkt sich positiv auf das Stimmverhalten für die AfD aus (vgl. Kiess und Dilling 2024, S. 6). Mit Blick auf die infrastrukturelle Situation und das Zustimmungsverhalten für die AfD wird deutlich, dass in infrastrukturell eher schwächeren und ländlichen Regionen, in denen z.B. die Anbindung an Autobahnen und gymnasiale Bildungseinrichtungen fehlen, die Zustimmung zur AfD höher ausfällt. Raumstrukturell betrachtet wird deutlich, dass die AfD besonders in den Regionen überdurchschnittliche Wahlerfolge verbuchen kann, wo sich bereits seit der Landtagswahl 2009 rechtsextreme Einstellungen und Gruppierungen manifestieren konnten (vgl. ebd., S. 7f.).
Zweitstimmenanteil des BSW
Zweitstimmenanteil der SPD
Zweitstimmenanteil der GRÜNEN
Zweitstimmenanteil der LINKEN
Zweitstimmenanteil der Freien Wähler
Der Weg zur Regierungsbildung
Wie sich die neue sächsische Regierung jedoch zusammensetzen wird, ist derzeit noch unklar. Nach ersten Kennenlerngesprächen laufen aktuell Sondierungsgespräche zwischen der CDU, dem BSW und der SPD. Möglich ist, dass diese drei Parteien zukünftig eine sogenannte „Brombeer-Koalition“ bilden. Sollten die Sondierungsgespräche erfolgreich sein, würden anschließend Koalitionsverhandlungen folgen. Bis Anfang Februar 2025 muss dann ein neuer Ministerpräsident oder eine neue Ministerpräsidentin gewählt sein, ansonsten müssten laut Landesverfassung Neuwahlen stattfinden.
Ausblick
Seien Sie neugierig und folgen Sie unserem Blog! Hier werden wir kontinuierlich über Befunde und Ergebnisse des Berichts Auskunft geben.
Quellen
Freistaat Sachsen (2024b): Mandate im 8. Sächsischen Landtag nach der Wahl am 1. September 2024. Endgültiges Ergebnis. URL: https://wahlen.sachsen.de/download/Landtag/statistik-sachsen_Mandate_endgueltig_LW24.pdf. Verfügbar am 04.11.2024.
Kiess, Johannes; Dilling, Marius (2024): Policy Paper 4/2024. Else Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung in Sachsen an der Universität Leipzig. URL: https://efbi.de/files/efbi/pdfs/Policy%20Paper/2024_4_Policy%20Paper.pdf. Verfügbar am 30.10.2024.
Korte, Karl-Rudolf (2021): Theorien des Wahlverhaltens: vier Erklärungsansätze. URL: https://www.bpb.de/themen/politisches-system/wahlen-in-deutschland/335665/theorien-des-wahlverhaltens-vier-erklaerungsansaetze/. Verfügbar am 30.10.2024.